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Welcome to Antarctica! – Tag 4

Autorenbild: Margit A. SchmidMargit A. Schmid

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Sonntag, 16.2.2025  • 0° C, teilweise bewölkt, Schneefall, Nebel, windstill

GPS Position um 12 Uhr: 64°39.4’S / 062°38.7’W

Fröhliche Menschen, erwartungsvolle Gesichter und aufgeregtes Durcheinander beim Frühstück. Wir sind in der Antarktis! Wir sind tatsächlich da! Wir passieren die Südlichen Shetland-Inseln und werden um 10 Uhr an dem Ort anlegen, an dem wir das erste Mal anlanden, den ersten Schritt auf antarktischem Boden setzen werden! Die Vorfreude ist unbeschreiblich groß! Die Zeit bis dahin überbrücken wir vor den großen Fenstern in der Lounge. Während wir die Gerlache-Straße passieren, bestaunen wir die immer häufiger werdenden Eisberge, die in all ihren Formen durch den dichten Nebel brechen. Plötzlich wieder Aufruhr und hektisches Zusammenlaufen – süße kleine Pinguine springen im Wasser, als wären sie nur für uns gekommen. Und dann ist das Glück perfekt! In der Ferne zwei Wale – gleiten im Wasser, blasen Fontänen hoch und tauchen unter, aber nicht ohne sich vorher mit ihren Schwanzflossen von uns zu verabschieden. Majestätisch!

Kurz vor 10 Uhr die Durchsage – es geht los! Es wird hektisch alles zusammengepackt, die richtige Kleidung gewählt, Schichten über Schichten und ganz außen die wasserfeste Schicht, dann noch die Boots und die Rettungsweste. Vorm Verlassen des Schiffes wird die Sohle der Boots noch gebürstet und desinfiziert, um keine Keime einzuschleppen – und raus auf das Zodiac. Auf Orne Island betrete ich die Antarktis. Es ist unglaublich, ich bin da! Mit lautem Piepen, Quieken und dem uns bald sehr vertrauten Duft begrüßen uns die Pinguine. Die erste Bekanntschaft machen wir mit den Esels-Pinguinen. In Scharen auf Felsen versammelt, stehen, liegen und rutschen sie umher. Unglaublich, wie süß sie sind! Sie sehen im Menschen keine Gefahr und sind daher oft sehr neugierig. Wir müssen 5 Meter Abstand halten, laufen uns Pinguine entgegen, müssen wir ausweichen. Es darf absolut kein Kontakt stattfinden! Außerdem dürfen wir unsere Taschen nicht auf den Boden der Antarktis stellen, dürfen nicht sitzen und nicht knien, um so wenige Spuren wie nur möglich zu hinterlassen. Während es zu schneien beginnt, wandern wir ein Stück weiter zu einer Kolonie von Zügelpinguinen. Genauso süß, genauso neugierig. Ein Stück weiter ein Eissee – am Ufer entspannt sich ein Seebär im Schnee und beobachtet uns gelangweilt. Wir könnten ihnen stundenlang verzaubert zuschauen. Leider haben wir nur eine Stunde Zeit und müssen auch schon wieder zurück aufs Schiff. Egal, es war großartig!

Während wir zu Mittag essen, fährt das Schiff weiter zum Damoy Point auf Wiencke-Island, wo die erste Gruppe zur Wanderung losmarschiert und wir anderen unseren zweiten Landgang haben. Dieses Mal ist länger Zeit. Wir können uns in einem von unseren Guides abgesteckten Gebiet selbständig bewegen. Gleich am Ufer steht eine britische Schutzhütte aus dem Jahr 1973, die bis 1993 als Zwischenstation für Antarktis-Forscher verwendet wurde. Die Hütte wird von den Briten als historische Stätte weiter betrieben und ist noch original eingerichtet.

Weiter geht’s zu den eigentlichen Stars von Damoy Point – den Eselspinguinen. Wieder beobachten wir verzückt das Treiben auf den Felsen, marschieren ein bisschen und genießen die schnee- und eisbedeckten Berge um uns herum. Immer weiter kommt die Sonne raus. Unglaublich, in welcher wunderschönen Landschaft wir hier die Fülle der Antarktis erleben, im Wasser und an Land! Wir fassen unser Glück gar nicht. Kann es noch besser werden?

Nach 2 Stunden geht’s wieder zurück zum Schiff. Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir wieder am Fenster in der Lounge oder überhaupt an Deck. Aber einen Programmpunkt haben wir heute noch! Die erste Gruppe darf die Nacht im Freien verbringen – also beim Campen auf ewigem Eis! Michelle und ich bereiten uns darauf vor und wissen nicht genau, was auf uns zukommen wird. Um 21:30 werden wir mit 54 weiteren Passagieren mit Zodiacs wieder zum Damoy Point gebracht wo wir die letzten Einweisungen kriegen. Wir graben uns eine ca. 40 cm tiefe Mulde, schütten mit dem ausgeschaufelten Schnee auf der windzugewandten Seite eine Wand auf, und werden uns so mit Biwak-Schlafsack, Campingmatte, Schlafsack und Leinen-Innenteil ausgestattet einen halbwegs gemütlichen und vor allem warmen Schlafplatz unter den Sternen der Antarktis errichten. Die Guides haben eine mobile Toilette mitgebracht, die etwas abseits der Schlafplätze, nahe am Ufer unter Lachen aufgebaut wird. Noch eine Plane rundherum aufgestellt und wir haben wohl das stille Örtchen mit dem beeindruckendsten Panorama der Welt. Während wir uns jeder eine Mulde graben, müde vom ereignisreichen Tag, erschöpft, weil wir nicht nur in Schnee sondern teilweise auch in Eis graben, schauen sich Michelle und ich an: „Warum machen wir das?“ Darauf haben wir in diesem Moment selber keine Antwort. Ein müdes Lächeln und wir graben weiter. Als ich dann im doch recht warmen Schlafsack liege, umringt von vielen genauso Wahnsinnigen wie ich, das Pinguingeschnattere und Wellenrauschen im Ohr, den wunderschönen pastelligen Sonnenuntergang über der Bucht betrachte, habe ich die Antwort für mich gefunden. Recht schnell schlafe ich ein. Als ich wieder kurz aufwache, geht der Mond gerade auf und die Sterne stehen am Himmel. Ich dreh mich um und schlafe weiter. Irgendwann weckt mich ein Schnarchen auf. Zum Glück habe ich Ohropax eingepackt. Ich betrachte kurz den mittlerweile zugezogenen Himmel und schlafe bald darauf wieder ein. Ein paar Mal werde ich noch wach, stelle fest, dass es zwar recht warm, aber doch nicht ganz so gemütlich ist. Beim nächsten Mal werde ich von unserem Guide geweckt: „Good morning!“ Es ist 4:30 in der Früh. Um 5:00 wird uns das Schiff wieder abholen. Ich bin froh, dass ich das schönste stille Örtchen der Welt nicht besuchen musste. Raus aus den unzähligen Schlafsackschichten, das Schlafquartier wieder zuschütten, feststellen, dass man doch recht viel verschlafen hat, während die anderen von einer wunderbar durchwachten Nacht unterm Sternenhimmel erzählen, insgeheim aber doch hundemüde sind. Der unglaublich kitschige, grell-pastellige Sonnenaufgang entschädigt auf jeden Fall für all unsere Strapazen und spätestens dann wissen auch die Zweifler, warum sie das gemacht haben.

Und als wären der Tag und die Nacht nicht schon verrückt genug gewesen, begrüßt uns auf unserer Fahrt mit dem Zodiac zum Schiff noch ein Minkwal, ist ein paar Mal in halbwegs Entfernung aufgetaucht, hat ausgeblasen, ist wieder untergetaucht, um direkt 3 Meter hinter dem Zodiac nochmal gemächlich eine Runde zu ziehen und endgültig unterzutauchen. Adrenalin-Überschuss im Zodiac, frage nicht!













 
 
 

11 Comments

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Casandra
Feb 20
Rated 5 out of 5 stars.

Einfach beeindruckend!! Wow! Die Pinguine, die Landschaft! Und genial wie sich alle ihr eigenes Loch buddeln 😉!!

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Margit A. Schmid
Margit A. Schmid
Mar 05
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😂 Tja, was man mit Touristen so alles machen kann.

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Christian Lackermayer
Christian Lackermayer
Feb 20
Rated 5 out of 5 stars.

Wow! Ure wundervoll! So viele Pinguine. 😀

Glücklicherweise gibt's aber immer noch kein Geruchsfernsehen. 😁

Und Workout wie weiland Rocky im Schnee auch gleich dabei. 🙂

Weiterhin viel Spaß und große Abenteuer. 😎

Edited
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Margit A. Schmid
Margit A. Schmid
Mar 06
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😄😉

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Guest
Feb 20
Rated 5 out of 5 stars.

Echt cool, ich hänge jeden Tag am PC um nichts zu verpassen, man wird direkt süchtig und ist fast enttäuscht wenn der Blog leer bleibt. Wünsche dir noch viel Spaß bei den Pinguinen und freue mich auf ein baldiges wiedersehen Maria Lentsch

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Margit A. Schmid
Margit A. Schmid
Mar 05
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Oh, wie schön! Das freut mich sehr, dass du so fasziniert mit dabei warst, Maria! 😍

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Christian Lackermayer
Christian Lackermayer
Feb 18
Rated 5 out of 5 stars.

Das nenne ich mal einen Cliffhanger ... wilde Geschichten erzählen und dann keine Fotos und Videos dazu. 😯 Bin schon gespannt! 😃

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Margit A. Schmid
Margit A. Schmid
Mar 05
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🤣 Wenns einfach die Müdigkeit nimma zulässt, dann ist man gezwungen, ein Gliffhanger draus zu machen 😁

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